
Der fliegende Doktor
Man nannte ihn den fliegenden Doktor, weil er mit seinem Motorrad so schnell wie keiner an einem Unfallort war: John Hinds war ein irischer Arzt und leidenschaftlicher Motorradfahrer. Er hatte sich einen Namen gemacht, indem er bei Motorradrennen als Notarzt nicht nur Dienst leistete, sondern auch hinter dem Feld hinterherfuhr. In seinem Hauptjob war er Arzt im Craigavon Area Hospital in County Amargh.
Hinds hatte seit 2003 Dienst als ehrenamtlicher Helfer bei Motorradrennen geleistet: Er war einer von zwei Ärzten, die mit einem eigenen schweren Motorrad bereit standen, um vor allem bei Straßenrennen schnell an der Unfallstelle zu sein. Er und sein Kollege Fred MacSorley fuhren mit dem Feld bei der Aufwärm- und der ersten Runde mit, waren aber auch als Ersthelfer im Einsatz.
Fachmann für Trauma-Verletzungen
Hinds machte sich schnell einen Namen als Experte für Trauma-Behandlungen nach einem Unfall mit hohen Geschwindigkeiten. Solche Unfälle kamen bei den Rennen, bei denen oft unerfahrene Fahrer unterwegs waren, immer wieder vor. Seine praktische Erfahrung half ihm, Erstmaßnahmen zu entwickeln. Er forderte auch einen eigenen Rettungshubschrauber für Nordirland, um Schwerverletzte schneller in ein Traumakrankenhaus bringen zu können. Hinds war ein gefragter Redner bei Kongressen von Notärzten und war unter anderen auch Dozent am Queens Krankenhaus in London.
Hinds war sowohl bei der Isle of Man TT als auch bei vielen irischen Straßenrennen im Einsatz. Die Idee für die Notärzte kam auf, weil es auf den langen Strecken für Krankenwagen zu lange gedauert hätte, schnell am Ort eines Unfalls zu sein und auch Sperrungen schwierig waren, weil es sich um Straßenrennen handelte. Dennoch wurden Hinds und sein Kollege auch von Rettungsassistenten und Krankenwagen unterstützt, waren aber meistens als erste an Ort und Stelle.
Im Sommer 2015 leitete er Dienst beim Skerries 100 Rennen in der Nähe von Dublin. Er war mit seinem Motorrad bei den Trainingsrunden unterwegs, als er selbst einen Unfall hatte und vom Kurs abkam. Er hatte in einer Kurve die Kontrolle über seine BMW verloren und noch versucht, vom Motorrad abzuspringen. Dabei wurde er aber mit voller Wucht gegen einen Pfosten geschleudert. Er wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht, starb aber am nächsten Tag an seinen schweren Verletzungen.
Nach seinem Tod setzte sich seine Frau ebenfalls für einen Rettungshubschrauber in Nord-Irland ein, um schwer verletzten Motorradfahrern das Leben zu retten. Zwei Jahre später wurde John Hinds Wunsch erfüllt.